© Moritz Wizany
Zum Konzert
Für ein großes symphonisches Programm übersiedelt die CAMERATA mit ihrem Publikum vom Mozarteum in das Große Festspielhaus. Auch wenn in diesem Konzert nominell keine Symphonie angesetzt ist, sind doch beide Werke aufgrund ihres Entstehungsprozesses symphonische Musik, heimliche Symphonien.
Johannes Brahms hat sich schon als ganz junger Komponist »an einer Symphonie versucht, den ersten Satz sogar instrumentiert«, wie er 1855 seinem Mentor Robert Schumann schrieb. Doch letztlich empfand Brahms das Entworfene noch nicht geeignet für das Format Symphonie, das er dann erst zwei Jahrzehnte später erstmals füllte. Der frühe Entwurf ging schließlich in die Musik des ersten Klavierkonzerts d-Moll ein, das nun Hélène Grimaud, mit der CAMERATA als Künstlerische Partnerin eng verbunden, spielen wird. Für sie ist das Werk »tiefgründig, feurig, romantisch, eine eigene, in sich geschlossene Welt. Es kommt mir vor, als habe er es ›in der ersten Person‹ geschrieben.« Also subjektiver künstlerischer Ausdruck, geschaffen im noch jugendlichen Sturm und Drang, mit gigantischen Ausmaßen in Hinblick auf die Spieltechnik des Soloparts, den Zusammenklang mit dem Orchester in der Größe einer Beethoven-Symphonie und mit einer Dreiviertelstunde Aufführungszeit auch in der Dauer. Trotz dieser enormen Dimension wagt es die CAMERATA, das Konzert ohne eigenen Dirigenten aufzuführen: Den Part der Leitung werden die Solistin Hélène Grimaud und der Konzertmeister Giovanni Guzzo gemeinsam übernehmen – ein weiterer großer Schritt auf dem selbstbestimmten Weg der CAMERATA.
Dem d-Moll-Konzert stellt die CAMERATA ein parallel entstandenes Brahms-Werk in D-Dur gegenüber: die Serenade Nr. 1, ursprünglich als Nonett konzipiert, dann aber von Brahms in der Absicht, »es in eine Symphonie zu verwandeln«, für dieselbe Besetzung wie das Klavierkonzert orchestriert. Letztlich beließ es Brahms aber wegen des sechssätzigen, serenadenhaften Werkaufbaus beim dafür passenden Titel.