Die Wiener Geigerin Annelie Gahl ist Trägerin des Anton Bruckner Preises, sowie des Paula Boleszny Preises. Direkt im Anschluss an ihre Studien bei Paul Roczek, Ernst Kovacic, Herman Krebbers und Shmuel Ashkenasi in Salzburg, Wien, Amsterdam und den USA wurde die Zusammenarbeit mit Sandor Vegh und Nikolaus Harnoncourt, in deren Orchester Camerata Salzburg und Concentus musicus künstlerisch prägend.
Neben ihrer regelmässigen Tätigkeit in diesen Ensembles half sie als Konzertmeisterin bei der Wiener Akademie und dem RSO Wien aus.
Zudem maßgeblich für ihre vielseitige und lebendige Tätigkeit ist die Hinwendung zur Neuen Musik. Dies sowohl als regelmässiger Gast im Klangforum Wien, als auch als Solistin. Ihre kreativen Programme, vielfach in Zusammenhang mit Literatur, Tanz und bildender Kunst brachten sie auf Festivals, wie Wien Modern, Salzburger Festspiele, Salzburg Biennale, Osterfestival Hall, Styriarte, Ulrichsberger Kaleidophon, Festival Imago Dei, in die Philharmonie Luxemburg, uva.
Internationale Anerkennung erlangte Annelie Gahl durch ihre Solo Einspielungen, erschienen bei Extraplatte, collegno und Kairos, auf denen sie Alte und Neue Musik verknüpft. So wurde ihre Cage Einspielung gemeinsam mit dem Komponisten Klaus Lang, umgehend mit dem Pasticcio Preis des ORF ausgezeichnet, vom deutschen Rondo Magazin als die „wohl schönste seit vielen Jahren“ bezeichnet, das Strad Magazin schwärmte von einem „auspicious and exciting Solo Debut“, und die Salzburger Nachrichten attestierten ihr „famos fokussierte Geigenkunst“.
Als Solistin löste sie in xen letzten Jahren Begeisterung aus mit der Österreichischen Erstaufführung sowohl des Violinkonzerts von Armanda Maier Röntgen (1875), als auch des Doppelkonzerts für Violine und Horn von Ethel Smyth (1928). Überdies interpretierte sie mit der Camerata Salzburg, der Salzburger Kammerphilharmonie, sowie der Sinfonietta Danubia Werke von Ludvig van Beethoven, Antonio Vivaldi und Steve Reich. Als Kammermusikerin musizierte sie unter anderem mit Benjamin Schmid, Ivry Gitlis, Lukas und Veronika Hagen, dem Hyperion Ensemble, sowie Mitgliedern des Klangforum Wien und der Camerata Salzburg.
Einen wichtigen Schwerpunkt bildet für sie seit 2000 das Unterrichten an der Universität Mozarteum, wo sie seit dem Jahr 2017 eine Violinklasse leitet. Meisterkurse und Ensemblecoaching in Österreich, Israel, Polen, Deutschland, Moskau und China ergänzen diese Tätigkeit.
Interview
Im Gespräch mit Annelie Gahl
Beschreibe die CAMERATA in drei Wörtern deiner Muttersprache!
beherzt, erdig, sensationsbereit
Wie fühlt sich das Musizieren in einem Kammerorchester für dich an?
Das Leben und Leben Lassen macht, dass das Nehmen und Geben, Verantwortung und Sichtbarkeit zu jeder Zeit bei jedem liegen – ein sehr erfrischendes Miteinander, ein hochaktiver Prozess bei gleichzeitiger Geborgenheit im miteinander Gewachsenen (Vertrauen)
Welche Bedeutung hat klassische Musik in der heutigen Zeit?
Konzerte auch im klassischen Format als Verabredung zum absichtlichen Zuhören sind generell Oasen der Kommunikation, die Bedeutung der klassischen Werke in ihrer Existenzialität zeitenunabhängig.
Wenn Mozart noch leben würde: was würdest du ihm gerne mal sagen?
Merci!
Kammerorchestermusik ist für dich …
…angereicherte Kammermusik.
Was möchtest du dem Publikum bei euren Konzerten mitgeben?
Ich möchte dem Publikum die Akzeptanz und Freude am vollen eigenen Gefühlsspektrum mitgeben – die persönliche Kraft, die entsteht, wenn man aufs Ganze geht.
Was ist für dich ein „gutes Zusammenspiel”?
Leben und leben lassen – und beides voll und ganz.
Was ist für dich der wichtigste Moment während einem Konzert?
Das ist der Moment kurz vor dem ersten Ton.
Was macht für dich den besonderen Reiz an der CAMERATA Salzburg aus?
Wandelbarkeit
Was war bisher dein schönstes Erlebnis mit der CAMERATA Salzburg?
Das war der Rosenregen im Teatro Colon nach der Dvorak Serenade mit Sandor Végh.